Mein Deutschland
Eins noch vorweg (das gehört wahrscheinlich eher in die Einleitung, aber sei’s drum), ich mag mein Heimatland sehr. Alles, worüber ich hier schreibe, ist keineswegs so gemeint, als fände ich alles in Deutschland ganz schrecklich. Hier laufen eine ganze Menge Dinge ganz großartig. In manchen Bereichen auch besser als in Finnland. Zum Beispiel im Gesundheitswesen. Da ist mir der persönliche Kontakt mit meinem Hausarzt doch weit lieber als die anonymen Gesundheitszentren, in denen ich bei jedem Besuch einer neuen Ärztin oder Arzt zugelost werde.
Es gibt aber eben doch das ein oder andere, das in Deutschland besser laufen könnte. Und um das zu erkennen, braucht man manchmal einen Blick von außen. Vieles von dem, worüber ich hier schreibe, hätte ich ohne mein Leben in Finnland so nie feststellen können. Ein Freund fasste es einmal ganz passend zusammen. Er meinte, wenn man im Ausland lebt, lernt man zu allererst sein eigenes Heimatland besser kennen. Und das stimmt. Manche Dinge nimmt man einfach als gegeben an. Man macht sich oft gar keine Gedanken, warum etwas so ist, wie es ist. Bis man sieht, dass es anderswo anders gemacht wird.
Die Sache mit dem Getränkemarkt
Ich weiß noch, wie ich ein paar Freunde aus aller Welt in meine Heimatstadt im schönen Taunus einlud. Als wir zum Einkaufen fuhren, fragte mich mein kolumbianischer Freund, warum bei uns die Getränke nicht im Supermarkt sondern getrennt davon nebenan im Getränkemarkt verkauft werden. Darauf wusste ich erstmal gar nichts zu antworten. Nicht, weil es dafür keine passende Antwort gibt. Sicherlich lässt es sich irgendwie erklären. Vielleicht, weil wir in Deutschland unsere Getränke meist in Kisten kaufen und dafür einfach mehr Platz gebraucht wird. Was mich an der Frage aber so überraschte war, dass ich darüber selbst noch nie nachgedacht hatte. Es war eben einfach immer so. Wäre ich damit groß geworden, dass bei uns die Süßigkeiten nach Farben sortiert verkauft werden, es hätte mich sicher auch nicht gewundert.
Und genau darum soll es hier gehen. Um eine neue Perspektive, eine alternativen Blick, und daraus resultierend vielleicht auch ab und zu eine neue Herangehensweise an Altbekanntes.